Bei offener Balkontür auf dem Sofa sitzend, in ein Buch vertieft, nehme ich über das Rauschen der Autos hinweg ein einzelnes Geräusch wahr. Ein kurzes metallisches Klicken, gefolgt von einem einem weiteren Geräusch, ein schleifendes, das ich nicht zuordnen kann. Ich vermute, dass die Katze etwas auf dem Balkon entdeckt hat und damit spielt. Doch als ich aufblicke, sitzt sie unter meinem Schreibtisch. Im Haus gegenüber, ein Stockwerk weiter oben, steht am offenen Fenster eine Frau in weißem T-Shirt. Ich habe sie noch nie gesehen, wie ich auch das Fenster in jener Wohnung noch nie geöffnet gesehen habe. Hastig zieht sie an einer Zigarette, beugt sich weit vor, um den Rauch nach draußen zu blasen, nimmt einen weiteren Zug und noch einen, die sie alle eilig nach draußen pustet – wie eine 14-Jährige, die fürchtet, von den Eltern erwischt zu werden. Ich kann ihren Atem über die Straße hinweg hören. Sie scheint gerade erst aufgestanden zu sein, das Haar noch ungekämmt, im Gesicht Müdigkeit. Zwischen den Zügen blickt sie mehrfach über die Schulter hinter sich in die Wohnung, sie will unerkannt bleiben in dem, was sie tut, was die ganze Nachbarschaft im Haus gegenüber sehen könnte, das irgendjemand anderem aber verborgen bleiben soll. Die Zigarette ist noch nicht aufgeraucht, sie würde noch eine weitere Minute glimmen, da pustet die Frau einen letzten langen Atemzug hinaus, versenkt den Stengel in einem kleinen Glas, das auf ihrem Fenstersims steht, verschließt den Deckel mit einer schnellen Bewegung – Metall an Glas, das schleifende Geräusch – und verschwindet im Inneren der Wohnung. Das Glas steht noch da, das Fenster weit geöffnet.