Dieser eine Baum, der der Kralle eines Urzeitwesens gleicht: Aus dem Erdreich hervorgedrückt, der Handrücken nur knapp über dem weichen Boden schwebend, strecken sich vier lange, dünne Finger in die Luft, auf ihren Nägeln kleine Tannen. Ein Fünfter schlingt sich in einer Rundung abwärts, verläuft ein kurzes Stück haltsuchend durch den Mulch als wollte Wurzeln schlagen, ehe er sich in einem Bogen wieder gen Himmel richtet. Dieser Baum: Er heißt Lawson-Scheinzypresse, wie mir meine Pflanzenerkennungs-App mitteilt.
Direkt hinter dem Zaun zum Friedhof, um dessen Geländer die Waldrebe ihre zarten Blüten schlingt, reckt die alte Kastanie – üppig und bedrohlich – eine frische Bruchstelle in die Höhe, die Zacken des Innenholzes hellgelb und noch feucht. An ihrer Seite liegt wie ein Reptil, über Meter entlanggestreckt und abgestützt auf den eigenen starken Ästen, der Teil des Baums, der umgeknickt und abgebrochen ist.
Ich versuche, mir das Geräusch vorzustellen von dem Moment, als er brach: das Knarzen und Knacken, das Bersten und Brechen, ein vermutlich dumpfer Aufschlag, Rascheln im Gebüsch, ein leiseres Knacken der kleineren Äste, bis der Koloss schweigt und sich nicht mehr weiter bewegt.